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Erneuerbare Energie mit Zukunft: Lokal und innovativ

22. Oktober 2025 – Eine gute Beteiligung zeigte, dass Die Mitte Giswil mit Matthias Brokelmann als Organisator das Thema einmal mehr getroffen hat.

Mit der Einleitung direkt bei der KIA Mechanik AG an der Hauetistrasse in Giswil erklärten Walter Odermatt und Stefan Nocke von der Alpnach Sonnenstrom AG wie 2500 m2 PV-Module mit 500 kWp Leistung auf Dächern von vier Liegenschaften im Grossteil mit fast 5 km erdverlegten, speziellen Alu DC-Kabeln bis zu den zentralen Gleichrichtern beim Autounterstand der KIA AG realisiert wurden. Bei einer durchschnittlichen Jahresproduktion von 460’000 kWh werden bis zu 88% als Eigenverbrauch in der innovativen Firma genutzt. Der Rest wird ins Netz der EWO eingespiesen. Fünf Jahre dauerte es von der Planung über Baueingabe, Bewilligung, Kontrollen, Realisation und Freigabe durch das ESTI (Eidgenössisches Starkstrom-inspektorat). Für die Benutzung der fremden Dachflächen wurden langjährige Verträge abgeschlossen und inklusive der Erdleitungen im Grundbuch eingetragen.

Im 2. Teil berichtete Lukas von Moos, Leiter Geschäftsfeld Energie EWO.

Wichtig ist das Verständnis wie der gesamte Strompreis zusammengesetzt ist. Die Energiekosten (effektiven Gestehungskosten) machen nur ca. 40 % des gesamten Strompreises aus. Fast der gleiche Betrag wird für den Transport (Netznutzung) und der Rest für Abgaben, Gebühren und Steuern verwendet. Details dazu wurden mit der letzten EWO-Rechnung zugestellt.

Wenn nun selbst produzierter Strom ins EWO-Netz abgegeben wird, kann verständlicherweise nicht der volle Betrag vergütet werden. Je mehr Eigenverbrauch genutzt wird desto günstiger ist diese Energie, weil dafür der ganze Preis gegengerechnet werden kann.

Ab 2026 wird eine saisonale Preisstruktur mit Sommer- und Winterpreisen eingeführt. Auch die Zeiten werden angepasst mit Spartarif 10 -18 und 22 – 6 Uhr, Normaltarif 6 – 10 und 18 – 22 Uhr. Die Ablesung findet pro Quartal statt. Anstelle Akonto gibt es direkte Rechnungen gemäss dem Verbrauch.

Mehrheitlich muss das Benutzerverhalten geändert werden und grössere Verbraucher sollen während dem Tag eingeschalten werden.

Wer eine PV-Anlage hat oder plant, die mehr produziert als selber gebraucht wird, empfiehlt es einen Speicher zu installieren, um so den eigenen Strom auch ausserhalb der Besonnung nutzen zu können. Viele E-Autos sind Tags unterwegs und haben am Arbeitsplatz nicht immer die Möglichkeit Sonne zu laden.

Um Kleinproduzenten von tiefen Marktpreisen zu schützen, wird ab dem nächsten Jahr bei Anlagen < 30 kW  eine gesetzliche Mindestvergütung von 6.0 Rp./kWh eingeführt. Bei Anlagen mit Eigenverbrauch zwischen 30 – 150 kW reduziert sich die Minimalvergütung im Verhältnis zur Anlagengrösse von 6.0 bis hin zu 1.2 Rp./kWh. Zusätzlich zu dieser Minimalvergütung wird das EWO den Herkunftsnachweis (HKN) mit 1.5 Rp./kWh entschädigen.

Eigenverbrauchsmöglichkeiten gibt es mit der Wohneinheit (EFH), ZEV (Zusammenschluss zum Eigenverbrauch) innerhalb der Parzelle (Beispiel Mehrfamilienhaus), vZEV (virtueller Zusammenschluss zum Eigenverbrauch), innerhalb dem Quartier und ab 2026 als LEG (Lokale Elektrizitätsgemeinschaft) innerhalb der Gemeinde.

Die Berechnung der Vergütungen wird entsprechend schwieriger. Hier empfiehlt sich unter www.ewo.ch/netz/eigenverbrauch nachzuschauen oder mit dem EWO Kontakt aufzunehmen.

Im 3. Teil berichtete Kurt Keller, Präsident Die Mitte Giswil mit dem Thema Energiestadt Giswil, welche er während seiner 12 Jahre im Gemeinderat leitete.

Durch die Initiative vom EWO nutzten alle 7 Obwaldner Gemeinden die Chance Energiestadt zu werden. Mit dem Label verpflichtet sich die Gemeinde eine aktive und wirkungsvolle Energiepolitik zu betreiben. Bevölkerung und ansässige Firmen werden für eine bewusste Energieverwendung sensibilisiert, informiert und unterstützt.

Bei der 1. Zertifizierung erreichte Giswil 2011 den Wert von 54%. 2023 waren es bereits 71.9%. Um diese Steigerung zu erreichen, wurden die eigenen Gebäude der Gemeinde alle am Wärmeverbund der Korporation Giswil angeschlossen und somit mit einheimischer «Holzwärme» versorgt. Das neue Gemeindehaus wurde 2017 und der Kindergarten 2018 im Minergie-Standard erstellt. Sukzessive wurden die Schulhäuser auch wärmetechnisch saniert, die Beleuchtung inkl. Strassenlampen auf LED umgerüstet. Auf der Kulturhalle wurde 2018 die erste PV-Anlage eingerichtet, die mit ca. 65% Eigenverbrauch mit 4 Schulhäusern, 2 Turnhallen und dem Ferien-Lagerhaus sich zeigen darf. Mit der Aufstockung des Kindergartens kam 2025 eine weitere PV-Anlage. Durch die flache Neigung Ost-West liefert sie ca. 20% mehr Energie als die gleichgrosse Anlage der Kulturhalle, die nach Süden schaut.

 

Bildlegende v.l.n.r

Lukas von Moos, Stefan Nocke, Walter Odermatt, Melk Abächerli, Kurt Keller, Matthias Brokelmann.

Organisation der Veranstaltung