Dorfgespräch CVP Sarnen – Die Mitte: Einbahn oder Sackgasse?
29. April 2024 – Die Sarner Ortspartei der CVP – Die Mitte hat sich für ihr diesjähriges Dorfgespräch eines aktuellen verkehrspolitischen Themas angenommen. Unter Leitung von Vorstandsmitglied Jonas Wieland diskutierten Landammann und Vorsteher des Baudepartements, Josef Hess, Kantonsingenieur Martin Bürgi, der Sarner Gemeindepräsident Jürg Berlinger sowie der Sarner Raumplaner Ivo Näpflin ausgesuchte Aspekte aus dem kürzlich offiziell vorgestellten «Betriebs- und Gestaltungskonzept (BGK) Brünigstrasse».
Mit dem BGK Brünigstrasse nehmen der Kanton Obwalden und die Gemeinde Sarnen in einem gemeinsamen Projekt einerseits die Sanierung der Kantonsstrasse inklusive der darin verlegten Werkleitungen und anderseits die Optimierung der Siedlungsverträglichkeit der Dorfdurchfahrt in Angriff. Die Brünigstrasse weist im Abschnitt zwischen der Aa-Brücke bei Bitzighofen im Norden und dem ehemaligen Kino Hirschen im Süden Sarnens diverse Mängel auf. Diese betreffen die Verkehrssicherheit im Allgemeinen, die Schulwegsicherheit im Speziellen sowie die Überschreitung von Lärmgrenzwerten.
In einem Einstiegsreferat zeigte Kantonsingenieur Martin Bürgi den Hergang des BGK Brünigstrasse als Resultat eines aufwändigen begleiteten Verfahrens auf. Wesentliche Interessengruppen aus Sarnen und den Bezirken wurden von Anfang an in die Erarbeitung des Konzepts miteinbezogen. Die präsentierten Inhalte und Erkenntnisse wurden in mehreren Workshops erarbeitet, evaluiert und finalisiert. Dabei wurden auch planerische Grundsätze und Rahmenbedingen berücksichtigt, etwa gesetzliche Grundlagen oder entsprechende Richtpläne. Zum Schluss wurde alles für eine zweckmässige und zielführende Information der Bevölkerung aufbereitet.
In der anschliessenden Podiumsdiskussion entlockte Jonas Wieland den Teilnehmern mit gezielten und kritischen Fragen aufschlussreiche Stellungnahmen. So stellte Baudirektor Josef Hess die Siedlungsverträglichkeit im Zusammenhang mit dem kantonalen Verkehrsrichtplan in den Fokus der laufenden Planung. Kantonsplaner Martin Bürgi erklärte, dass moderne Verkehrsplanung den Raum von Fassade zu Fassade im Interesse aller Nutzer in Betrachtung ziehe und nicht nur der Strassenraum von Randstein zu Randstein im Sinne des motorisierten Individualverkehrs. Gemeindepräsident Jürg Berlinger wies in einem engagierten Votum auf die Chancen hin, mit diesem Bauprojekt einen weiteren, erfolgsversprechenden Anlauf für die Umgestaltung des Verkehrs im Dorfkern Sarnen unternehmen zu können. Und Ivo Näpflin erläuterte, dass der möglicherweise umstrittene Ansatz mit dem geplanten Einbahnregime aus der Begleitgruppe heraus entstand und nicht von der Projektsteuergruppe vorgegeben wurde. Anhand von Verkehrsmessdaten und einigen gezielten Anpassungen im Konzept konnte die Funktionsfähigkeit und damit die Machbarkeit des Regimes aufgezeigt werden.
Das Podium kann mit dem Konsens zusammengefasst werden, dass mit den Massnahmen des BGK Brünigstrasse im Dorf Sarnen viel Aufenthaltsqualität sowie Raum für einige Verkehrsteilnehmende entstehen kann, ohne dass anderen Nutzern etwas weggenommen wird.
Die Fragen aus dem Publikum setzten sich teilweise kritisch mit einzelnen Aspekten des Projekts auseinander, grundsätzliche Opposition war indes nicht auszumachen. Die diesjährige Ausgabe des Formats «Dorfgespräch» im gut gefüllten Saal des Hotel Metzgern endete mit einem Aperitif, der den Teilnehmenden eine weitere Vertiefung des Gehörten im ungezwungen Rahmen mit den Referenten und an einem meterlangen Plandokument ermöglichte.