Engagierte Frauen aus Obwalden geben einen Einblick in die Politik
28. Juni 2021 – Das erste Polit-Webinar der CVP Obwalden – Die Mitte stand ganz im Zeichen der Frau. Es sind erst 50 Jahre her, seit in der Schweiz das Frauenstimmrecht eingeführt worden ist. In der Zwischenzeit haben Bürgerinnen und Politikerinnen auch in Obwalden einiges erreicht. Es bestehen aber weiterhin Unterschiede zwischen Mann und Frau in der öffentlichen Wahrnehmung, wie mehrere Exponentinnen aus erster Hand berichtet haben.
Die Corona-Pandemie hat vieles verändert in unserem Leben. Kantonsratspräsidentin Cornelia Kaufmann blickt auf ein Präsidialjahr zurück mit Einladungen zu offiziellen Anlässen, die sich an einer Hand abzählen liessen. Einen regelrechten Boom haben hingen die elektronischen Kommunikationsmittel erlebt. Für die CVP Obwalden – Die Mitte war es darum kein Problem, den Anlass «Frauen in der Politik – Einblicke ins Leben von engagierten Persönlichkeiten in OW» in Form eines Webinars durchzuführen. Insgesamt zehn Frauen haben aus dem grossen Saal der Metzgern direkt zu den interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu Hause gesprochen.
Das erste Polit-Webinar wurde von Sonnie Burch, CVP – Die Mitte Kantonsrätin aus Kerns und Anita Schrackmann, Präsidentin der CVP Giswil – Die Mitte moderiert. Die Politik ist so vielfältig wie die Menschen, die sich in den verschiedenen Ämtern engagieren. Das Spektrum reichte am Anlass von der ersten Obwaldner Regierungsrätin Maria Küchler-Flury über ehemalige und aktive Kantonsrätinnen (Lucia Omlin und Paula Halter) sowie einer Gemeinderätin (Cornelia Amstutz) bis zur Vertreterin der Jungen Mitte Obwalden, Samira Berchtold.
Aber wie kamen die Frauen in die Politik?
Als Anekdote wurde von mehr als einer Frau berichtet, dass beim Rekrutierungsgespräch zuerst gar nicht sie im Fokus stand, sondern mit dem Vater bzw. Ehemann das Gespräch über Politik gesucht worden war. Andere Vertreterinnen wurden hingegen von der jeweiligen Ortspartei direkt angesprochen. Allerdings sei es leider nach wie vor so, dass sich Frauen ein politisches Amt oft nicht zutrauen würden. Männer hätten offensichtlich weniger Mühe, ihre Unsicherheit zu überspielen. Denn für jedes Gremium sei eine gewisse Einarbeitung notwendig. Die Mitarbeit beispielsweise in einer Kommission oder einem Vereinsvorstand kann helfen, diese Schwelle etwas zu senken.
Wenn man dann einmal in eine Behörde gewählt ist, wird die politische Arbeit übereinstimmend als sehr interessant und vielseitig beschrieben. Die Breite der Themen sowie die vielen neuen Kontakte wurden mehrfach als Pluspunkte genannt. Ein politisches Engagement könne auch mit einem dritten Bildungsweg verglichen werden. Nach wie vor sei aber die Unterstützung durch das private Umfeld zentral, gerade wenn Familie, Beruf und Politik nebeneinander Platz haben sollen.
Und wie kamen die Frauen mit der Politik in Kontakt?
Gespräche am Familientisch waren in mehreren Fällen der erste Kontakt mit politischen Themen. Bianca Ogrizek aus Sarnen hat an der Hommage 2021 – 50 Jahre Frauenstimm- und Wahlrecht mitgewirkt. Sie stellte im Webinar zwei der acht Frauen aus dem Kanton Obwalden vor, die im Rahmen dieses Projektes porträtiert werden. So zum Beispiel Hanny Wallimann-Bracher, die sich als eifrige Leserbriefschreiberin vor der Einführung des Frauenstimmrechts betätigte und mit klaren Worten auf Missstände hinwies. Es gab eine Zeit, als in Obwalden Frauen zwar in politische Ämter gewählt werden konnten (passives Wahlrecht), aber selbst noch nicht (aktiv) wählen durften.
Dora Stockmann war hingegen im sozialen Bereich sehr engagiert. Sie baute ab den wirtschaftlich schwierigen 1930er Jahren verschiedene Angebote in Obwalden auf, lange bevor sich der Staat um diese Aufgaben kümmerte.
Eine Aussage der anwesenden Politikerinnen lautete darum: Politik betrifft jeden Bereich unseres Lebens. Aber nur wer sich zur Verfügung stellt, kann auch tatsächlich etwas bewirken. Die meisten Ämter bringen nebst Sitzungen und Aktenstudium auch repräsentative Anlässe sowie viele Kontakt zu den unterschiedlichsten Menschen mit sich.
Heutzutage ist es selbstverständlich, dass Frauen in allen politischen Ämtern vertreten sind. Als weiteren Rückblick in die Geschichte hat Myrta Ettlin aus Kerns über die Einführung des Frauenstimmrechts im Kanton Obwalden berichtet. Bereits in ihrer Maturaarbeit setzte sie sich damit auseinander, inzwischen hat sie ein Studium in Politologie und Soziologie begonnen. Auch wenn heute formal Gleichberechtigung herrsche, sei es trotzdem wichtig, dass sich Frauen immer wieder Gehör verschaffen für ihre Anliegen. Es sei halt auch eine Tatsache, dass nie die Erwartungen aller erfüllt werden können. Wer sich allerdings für eine Sache einsetze, erhalte dafür sehr oft direkte Wertschätzung aus der Bevölkerung.
Die politische Kultur in unserem Kanton war bislang so, dass die Auseinandersetzung in Sachfragen teilweise kontrovers stattfinden, man sich aber als Personen immer mit Respekt begegne. Die Polarisierung aufgrund der Pandemie, aber auch der Stadt-Land-Graben in mehreren nationalen Abstimmungen bereiten vor diesem Hintergrund ernsthafte Sorgen. Zudem gäbe es auch über die Parteigrenzen hinweg praktisch niemanden, mit dem man überhaupt keinen gemeinsamen Nenner finden könne. Gemeinsam eine gute Lösung für eine Sachfrage zu finden ist motivierend und auch in der heutigen Zeit absolut notwendig. Die vielen guten Beispiele leisten aus Sicht der CVP Obwalden – Die Mitte hoffentlich einen Beitrag, dass sich noch mehr Frauen aller Generationen und mit den unterschiedlichsten Hintergründen für die Politik in unserem Kanton engagieren. Wer am 23. Juni nicht teilnehmen konnte, kann das Webinar unter www.cvp-ow.ch nachträglich noch anschauen.